Gesundheitssystem der Vereinigten Staaten

Nirgendwo auf der Welt ist medizinische Versorgung so teuer wie in den USA. Schon Urlauber, die eine Auslandskrankenversicherung abschließen, werden merken, dass Tarife, die Behandlungen in den USA mit einbeziehen teurer sind, als Tarife ohne die USA.

Weshalb sind die Kosten für medizinische Behandlungen in den USA so hoch?

Gründe für die teuren Behandlungskosten sind hohe Forschungs- und Entwicklungskosten. Auch dass bei erfolgloser Behandlung Ärzte oder Krankenhäuser auf sehr hohe Summen verklagt werden können, spielt in die Preisgestaltung mit hinein. Privat niedergelassene Ärzte müssen sich mit kostspieligen Betriebshaftpflichtversicherungen vor solchen Klagen schützen. All diese Kosten werden auf die Behandlungen umgelegt. Für diese gibt es in den USA im Gegensatz zu Deutschland keinen festgelegten Gebührenkatalog, nachdem die Abrechnung erfolgt. Krankenhäuser und Ärzte dürfen ihre Leistungen individuell bepreisen und tun dies zum Teil großzügig.

Das Gesundheitssystem in den USA weicht deutlich von dem in Deutschland ab. So gibt es im Unterschied zu Deutschland in den USA keine Pflicht, krankenversichert zu sein. Dies hat zur Folge, dass rund 50 Millionen Menschen, die in den USA leben, nicht versichert sind. Darunter sind etwa 11 Millionen illegale Einwanderer. Das Gesundheitssystem ist ein Mix aus öffentlicher und privater Versorgung, wichtige Bestandteile der öffentlichen Versicherung sind unter anderem die staatliche Versicherung für Senioren „Medicare“ und der Armen „Medicaid“.

Die Krankenversicherung läuft für viele Amerikaner über ihren Arbeitgeber

Der Großteil der Amerikaner (knapp 60 %) ist über den Arbeitgeber krankenversichert. So werden Krankenversicherungen zum Teil als Anreiz für Jobs geboten, in Deutschland unvorstellbar, da selbstverständlich. Fünf von sechs Amerikanern, die sich in einem Angestelltenverhältnis befinden, sind durch Versicherungen abgesichert, die entweder nur vom Arbeitnehmer oder von Arbeitnehmer und Arbeitgeber gemeinsam getragen werden. Diese Krankenversicherungen unterscheiden sich in ihren Leistungen stark. Einige versichern nur Notfälle und Basis-Leistungen, andere wiederum übernehmen auch psychiatrische Behandlungen oder die Kosten für Zahnersatz.

HMOs als Alternative zur klassischen Krankenversicherung

Eine Alternative für Personen, die sich privat versichern wollen, sind die „Health Maintenance Organizations“. Diese Organisationen umfassen ein Team von Ärzten, das die gesamte Gesundheitsversorgung für eine Person übernimmt, wenn im Vorfeld eine bestimmte Gebühr entrichtet wurde. Besonders das Thema Vorsorge wird in HMOs großgeschrieben, da die HMOs auch die Behandlungskosten übernehmen müssen, wenn Dienstleistungen über die HMO hinaus in Anspruch genommen werden sollen. Diese Kosten sollen durch gründliche Vorsorge verhindert werden. HMOs werden bei den Amerikanern immer beliebter, da sie ein anerkanntes Mittel Sinn um die Ausgaben für medizinische Behandlungen in einem guten Rahmen zu halten. Kritisch wird allerdings der Umstand gesehen, dass HMOs keine freie Arztwahl vorsehen, sondern dieses Recht einschränken.

Für Selbstständige gibt es die Möglichkeit sich in Gruppenversicherungen zu versichern. Das bedeutet, dass sich mehrere Selbstständige oder kleine Firmen aus derselben Branche zusammentun und eine Gemeinschaft bilden, über die sie dann an günstigere Tarife kommen als es einzelne Personen könnten.

Rund 50 Millionen Amerikaner haben keine Krankenversicherung

Grundsätzlich gilt, dass der Großteil der Amerikaner krankenversichert ist. Dennoch gibt es immer noch viele Menschen, die sich eine Versicherung nicht leisten können. Medicaid und Medicare sind zwei wichtige Bausteine für diese Menschen. Finanziert werden diese Programme durch Beiträge von Versicherten, Sozialversicherungsbeiträge und durch staatliche Zuschüsse. Jeder Amerikaner, der auch Anspruch auf Leistungen aus der Sozialversicherung geltend machen kann, ist auch über Medicare versichert.

Ohne Versicherung bleiben die Amerikaner, deren Arbeitgeber keine Krankenversicherung anbietet, diejenigen deren Einkommen knapp über der Armutsgrenze liegt oder die, die eben illegal in den USA sind. Zwar wird diesen Menschen im Notfall auch geholfen und die Rechnungen werden dann häufig von öffentlichen Stellen getragen, dennoch ist die fehlende Vorsorge bei diesen Menschen das Hauptproblem, die dabei hilft schwere Erkrankungen zu vermeiden beziehungsweise frühzeitig zu erkennen.

Obamacare soll das Gesundheitssystem verbessern

Der ehemalige US-Präsident Barack Obama hat im Jahr 2010 den „Patient Protection and Affordable Care Act“, auch bekannt als „Obamacare“, verabschiedet. Obamacare sieht vor, Krankenversicherung zur Pflicht zu machen, sodass jeder Amerikaner versichert ist, selbst wenn er nicht über seinen Arbeitgeber abgesichert sein sollte.

Ausnahmefälle sind im Gesetzesentwurf vorgesehen, dazu zählen Angehörige einiger religiöser Gruppen, und Personen, die aufgrund ihrer Armut nicht von Medicaid abgedeckt sind und sich eine Versicherung nicht leisten können. Die Versicherungsunternehmen hingegen sind verpflichtet, jeden Patienten aufzunehmen und die Aufnahme in die Versicherung nicht an Gesundheitsprüfungen oder fehlenden Angaben zur Krankengeschichte zu koppeln.

So funktioniert der Abschluss einer Versicherung für bisher Unversicherte im Rahmen von „Obamacare“

Für alle Versicherungen wurde im Rahmen von Obamacare ein Basis-Leistungspaket eingeführt, das ohne Zuzahlungen und Ausgabendeckelungen auskommen muss (Bronze). Zusätzlich zu diesem Leistungskern gibt es noch höherwertige Pakete, die standardisiert sind und noch mehr Leistungen mit sich bringen (Silber und Gold). Auf speziell von den US-Bundesstaaten eingerichteten Vergleichsportalen können sich Bürger über die verschiedenen Versicherer informieren, alle Versicherungsanbieter können auf diesen Portalen ihre Leistungen und Prämien darstellen. Bürger geben ihre Daten in dieses Portal ein und erhalten dann die zu ihnen passenden Pakete übersichtlich dargestellt. Wer bisher noch keine Krankenversicherung hatte, kann sich dann über dieses Portal bei einer Versicherung anmelden. Nur wer sich über diese Portale anmeldet, erhält auch Subventionen und Steuervorteile.

Weitere Modifikationen wurden im Zuge von Obamacare auch bei Medicaid durchgeführt. Nicht mehr nur Bürger knapp oberhalb der Armutsgrenze, sondern auch unterhalb der Armutsgrenze können sich nun versichern. Darüber hinaus werden für einkommensschwache Versicherte zusätzliche Zuschüsse bereitgestellt. Auch kleinere Unternehmen können Zuschüsse für Gruppenversicherungen beantragen. Ab 50 Mitarbeitern muss Mitarbeitern mindestens eine Versicherung auf Bronze-Niveau angeboten werden, oder die Firma muss sich durch Abgaben an der Gesundheitsreform beteiligen. Wer nicht versichert ist und keiner der Ausnahmen unterliegt, muss seit 2015 einen Betrag in Höhe der eigentlichen Versicherungsprämie als eine Art Steuer an den Staat abführen.

Welche Vorteile bringt die Gesundheitsreform?

Die Vorteile von Obamacare sind die bessere Versicherung von Arbeitnehmern in kleineren Unternehmen und die finanzielle Beteiligung großer Unternehmen am öffentlichen Gesundheitswesen. Zudem soll allen Bürgern der Weg in die Krankenversicherung möglich sein und eine Verweigerung der Aufnahme oder Erhöhung der Beiträge aufgrund von Vorerkrankungen ist nicht mehr möglich.

Durch Präsident Trump, der das von Barack Obama eingeführte System wieder abschaffen und es umändern möchte, können 14 Millionen Menschen ihre Krankenversicherung wieder verlieren.

Was kostet eine Krankenversicherung in den USA?

Die Kosten für eine Krankenversicherung in den USA sind relativ hoch. Private Tarife sind auch mit bester Krankheitsvorgeschichte nicht unter 250 bis 300 US-Dollar monatlich zu bekommen. Auch wer über seinen Arbeitgeber versichert ist muss eventuell Beträge in dieser Höhe bezahlen, manche Arbeitnehmer übernehmen die Prämien aber auch zu 80 oder 90 Prozent, dann bleibt für den Arbeitnehmer nur noch eine zweistellige Summe übrig. Eine pauschale Aussage darüber zu treffen ist schwierig, zu vielfältig und komplex sind die jeweiligen Versicherungsmöglichkeiten.

Wie sieht es mit Krankenversicherungen für die ganze Familie in den USA aus?

Häufig gelten Versicherungen über den Arbeitgeber auch für die gesamte Familie. Ist dies nicht der Fall, muss eine Familienversicherung für alle Familienmitglieder abgeschlossen werden. Für eine vierköpfige Familie werden dann pro Monat schnell mal 800 US-Dollar und mehr fällig, auch hier hängen die Kosten aber von so vielen Faktoren ab, dass es schwer ist, sie pauschal zu nennen.

Für Auswanderer ist eine deutsche Langzeit-Auslandskrankenversicherung eine gute Option

Wer als Auswanderer in die USA kommt und nicht über seinen neuen, amerikanischen Arbeitgeber krankenversichert wird, sollte eine deutsche Langzeit-Auslandskrankenversicherung abschließen. Diese Tarife gelten oft für bis zu fünf Jahre und können selbst nach Ablauf dieser Zeit nochmal verlängert werden. Wichtig ist, bei Abschluss dieser Versicherung folgende Punkte zu bedenken:

  • Ist Zahnersatz in der Versicherung mit abgedeckt?
  • Kann die Versicherung durch den Versicherer altersbedingt gekündigt werden?
  • Was passiert im Falle einer ernsthaften, langwierigen Erkrankung mit dem zeitlich begrenzten Vertrag?
  • Kann der zeitlich begrenzte Vertrag in einen unbegrenzten umgewandelt werden und wird dann eine erneute Gesundheitsprüfung nötig?
  • Wie ist das Verrechnungsabkommen bei kostenintensiven Behandlungen und stationären Krankenhausaufenthalten geregelt?
  • Gibt es eine Beschränkung auf Gebührenordnungen, die in Deutschland üblich sind?

Die deutschen Versicherungsbedingungen sind deutlich patientenfreundlicher als die amerikanischen

Selbst wenn eine Versicherung über den amerikanischen Arbeitgeber möglich ist, kann es Sinn machen eine private deutsche Krankenversicherung beizubehalten. In Deutschland Versicherte unterliegen nach wie vor dem deutschen Versicherungsvertragsgesetz und profitieren somit von deutlich besseren Bedingungen und Leistungen als Versicherte des amerikanischen Systems.

Wer eine Krankenversicherung in Amerika abschließt, da er nicht über einen Arbeitgeber versichert ist, der muss unbedingt Leistungen vergleichen. Diese variieren wie auch in Deutschland enorm. Wichtigste Bestandteile einer Versicherung sollten folgende sein:

  • Zahnmedizinische Versorgung
  • Normalmedizinische Versorgung inklusive Vorsorge-Untersuchungen
  • Augenärztliche Versorgung
  • Übernahme von Arzneikosten

Je nach Modul und Ausgestaltung der Versicherung sind verschiedene Zuzahlungen denkbar, die von Bereich zu Bereich unterschiedlich ausfallen können. So können zum Beispiel im Bereich Dental 50 & Zuzahlungen fällig werden, während für augenärztliche Behandlungen nur 30 % Selbstbehalt vorgesehen sind. Je nach persönlicher Präferenz sollte dann eine Police abgeschlossen werden – wichtige Punkte für viele Menschen sind auch die Kostenübernahme für Psychotherapie und eventuelle alternative Behandlungsmethoden wie zum Beispiel Akkupunktur.

Da in der Regel die Kosten der Versicherung explodieren, wenn alles zu 100 % und ohne Selbstbehalt abgedeckt werden soll, macht es Sinn gründlich durchzurechnen ob ein gewisser Selbstbehalt sich nicht doch lohnt, wenn dadurch die monatliche Versicherungsprämie sinkt. Viele Amerikaner zum Beispiel versichern nur schwerwiegende Erkrankungen und Risiken wie zum Beispiel Operationen und Krankenhausaufenthalte und greifen für kleinere Behandlungen dann eher auf das eigene Portemonnaie zurück.

Medizin ist in den USA ein Business

Medizin ist in den USA ein offener Markt und Gesundheit ein Geschäft, weshalb Werbung für medizinische Leistungen nicht unüblich ist. Auch Sonderangebote – zum Beispiel für zahnärztliche Behandlungen – sind nicht unüblich und es lohnt sich, Preise zu vergleichen. Dass man in den USA sobald man eine Praxis betritt nach der Art der Bezahlung gefragt wird ist für Deutsche, die es gewohnt sind einfach nur ihr Kärtchen über den Tresen zu reichen, zunächst ungewohnt, wird mit der Zeit aber zur Normalität.