Leben in den USA – Das alltägliche Leben

Auch wenn die USA Deutschland wirtschaftlich und kulturell gesehen relativ ähnlich sind (beide Länder sind westliche Industrienationen und somit sie zumindest im Vergleich mit vielen anderen Ländern eher nah beieinander als total verschieden), ist das Leben in den USA doch deutlich anders als in Deutschland.

Auf den ersten Blick sind es die kleinen Dinge, wie zum Beispiel die breiteren Fahrspuren, die größeren Parkplätze und die größeren Packungen im Supermarkt, die ein Gefühl für die Andersartigkeit des Landes vermitteln. Doch auch das System ist ein anderes, Krankenversicherung und soziale Absicherung funktionieren in den USA anders als in Deutschland und das gesamte Arbeitsumfeld unterscheidet sich zu dem in Deutschland.

Wer mit dem Gedanken spielt in die USA auszuwandern, muss sich darüber im Klaren sein, was das bedeutet und sollte zumindest schon mal einen Urlaub in den USA verbracht haben, um Land, Leute und Kultur bereits etwas kennengelernt zu haben und einschätzen zu können. Andernfalls drohen böse Überraschungen und es besteht die Möglichkeit, dass einem das einstige Traumziel in der Realität gar nicht so gefällt. Gerade über die verschiedenen Aspekte wie Jobs und Arbeitsmarkt, Rente und die Lebenshaltungskosten ist es wichtig, vor einer möglichen Auswanderung informiert zu sein.

In den USA arbeiten

Um als Auswanderer in den USA eine Chance zu haben, ist ein Hochschullabschluss von Vorteil oder eine Ausbildung zu einer spezialisierten Fachkraft. Akademiker und Fachkräfte werden in den USA am dringendsten gesucht, wer schon einen Job hat wenn er umzieht, hat es deutlich leichter ein Visum zu bekommen, als Arbeitssuchende.

Viele Auswanderer nehmen das Arbeiten in den USA als viel eigenverantwortlicher wahr als in Deutschland und sehen dort beruflich mehr Möglichkeiten. Das häufige Wechseln des Arbeitsplatzes wird dort weniger als Manko gewertet als in Deutschland und auch ältere Arbeitnehmer haben noch Chancen, einen Job zu finden. Wer mit Durchsetzungsvermögen und einem klaren Ziel vor Augen in die USA kommt, hat in den USA immer noch sehr gute Chancen es weit zu schaffen. Aufstiege sind in den USA schneller möglich als in Deutschland, nicht umsonst gelten die USA auch als das Land, der unbegrenzten Möglichkeiten. Allerdings steht den vielen Möglichkeiten und der größeren Eigenverantwortung auch eine schlechtere soziale Absicherung gegenüber, die man bereit sein muss in Kauf zu nehmen. So kann nämlich auf den steilen Aufstieg auch ein sehr tiefer Fall folgen.

Wie sieht es mit Arbeitslosengeld und Sozialhilfe in den USA aus?

So gibt es Arbeitslosengeld in den USA nur dann, wenn man seinen Job ohne eigenes Verschulden verloren hat. Wer selber kündigt oder eine Kündigung durch Fehlverhalten provoziert hat, erhält keine Unterstützung. Auch Personen, die selbstständig sind oder in Teilzeit oder Zeitarbeitsverträgen arbeiten, erhalten kein Arbeitslosengeld. Arbeitslosengeld wird in der Regel für sechs Monate ausbezahlt, die Regelungen variieren aber von Staat zu Staat.

Eine Regelung wie das deutsche Arbeitslosengeld 2 für Langzeitarbeitslose (auch als Hartz 4 bekannt), also eine theoretisch lebenslange finanzielle Unterstützung gibt es in den USA nicht. Die Vereinigten Staaten gehen davon aus, dass eine gesunde Person irgendeine Form von Arbeit finden kann, egal ob sie ihrer Qualifikation entspricht oder nicht. Sozialhilfe ist daher auf fünf Jahre im Leben beschränkt, mehr als zwei Jahre hintereinander wird sie in der Regel nicht ausbezahlt. Nur Personen, deren Einkommen unterhalb der Armutsgrenze liegt, erhalten Sozialhilfe. Weitere Maßnahmen für finanziell Benachteiligte sind Lebensmittelgutscheine, Sozialwohnungen und die gesundheitliche Versorgung von Kindern. Wer also in den USA arbeitslos wird und es innerhalb von zwei Jahren nicht schafft einen neuen Job zu finden, der muss damit rechnen auf der Straße zu landen.

So ist die Altersvorsorge in den USA geregelt

Auch im Bereich Altersvorsorge sind die Regelungen in den USA andere als in Deutschland. Es gibt in den USA wie auch in Deutschland eine gesetzliche Altersvorsorge und um diese Leistungen zu beziehen muss man mindestens 10 Jahre arbeiten. Jedes Einkommen und alle Abgaben werden bei der Social Security Administrations festgehalten, die Bürgern die Social Security Card ausstellt.

Wie hoch die Leistungen sind, die man im Alter erhält, hängt davon ab wie viel in die Kasse eingezahlt wurde, also wie lange man gearbeitet hat und wie viel Geld verdient wurde. Die staatliche Rente reicht in den USA in der Regel kaum zum Leben, private Vorsorge ist ein wichtiger Punkt. In Deutschland wird dieser Punkt für kommende Generationen ebenfalls immer wichtiger.

Bezahlte Urlaubstage? Für viele Amerikaner ein Fremdwort

Jedes Angestelltenverhältnis in Deutschland sieht mindestens 24 Tage bezahlten Urlaub pro Jahr als gesetzliches Minimum vor (bei einer Vollzeit-Stelle). In vielen Unternehmen haben Arbeitnehmer sogar bis zu 30 Urlaubstage. In den USA ist bezahlter Urlaub immer noch ein Fremdwort in vielen Firmen und Arbeitnehmer müssen sich ihren Urlaub häufig unbezahlt nehmen. Es gibt auch Firmen mit bezahltem Urlaub, dieser staffelt sich jedoch in der Regel nach Betriebszugehörigkeit und reicht oft selbst nach zehn Jahren oder mehr im selben Betrieb nicht über zwei bis drei bezahlte, freie Wochen hinaus. Für vier Wochen bezahlten Urlaub im Jahr muss man in den meisten Firmen in den USA schon mindestens 20 Jahre oder länger angestellt sein.

Eine einheitliche Regelung wie in Deutschland mit einem gesetzlichen Minimum gibt es in den USA nicht und auch dessen müssen sich Auswanderer bewusst sein. Die USA sind die einzige Industrienation der Welt, in der es keinen Anspruch auf bezahlten Urlaub gibt und dementsprechend wenig frei nehmen auch viele Amerikaner. In den USA zu arbeiten bedeutet oft länger zu arbeiten, härter zu arbeiten und mehr zu arbeiten als in Deutschland, aber dafür ist theoretisch auch mehr möglich. Zudem ist das Klima in vielen amerikanischen Büros etwas weniger formell als in Deutschland. Man redet sich mit dem Vornamen an und erkundigt sich nach dem Wohlergehen der Kollegen, die Kleidungsvorschriften sind jedoch etwas förmlicher als in Deutschland und Anzug und Kostüm sind in vielen Büros an der Tagesordnung.

Die Lebenshaltungskosten in den USA sind je nach Region sehr unterschiedlich

Je nach Region variieren die Lebenshaltungskosten in den USA stark. Während Mieten in Manhattan nahezu unbezahlbar hoch sind, sind Häuser auf dem Land im Mittleren Westen relativ günstig. Gerade möblierte Häuser oder Wohnungen sind bei Ausländern, die in die USA kommen, zur Miete beliebt. Pauschale Mietpreise lassen sich nur schwer nennen, da es eben stark von der Region abhängt. Während eine möblierte 2-Zimmer-Wohnung in New York City mit Nebenkosten schnell mal über 4.000 Euro kosten kann, liegt der durchschnittliche Mietpreis in Los Angeles für ein Objekt in gleicher Größe bei etwa 1.500 Euro. Miami liegt im Schnitt bei 1.700 Euro für eine möblierte 2-Zimmer-Wohnung und in Chicago gibt es dasselbe für um die 2.300 Euro. Die Mietkosten in den großen Städten sind also hoch, auf dem Land lebt es sich deutlich günstiger.

Essen gehen ist in den USA teurer als in Deutschland, zumindest wenn es sich nicht um Fast Food, sondern richtige Restaurants handelt. Im Supermarkt sind die Kosten für Lebensmittel auch etwas höher als in Deutschland, gerade was Obst und Gemüse angeht. Auch die anderen Lebensmittel des täglichen Bedarfs wie Milch, Käse und Brot sind etwas teurer. Hier hängt es ebenfalls wieder davon ab, in welcher Stadt oder Region man sich befindet und auch, wie hoch die jeweilige Steuer dort ist. Diese wird nämlich von den einzelnen Staaten und zum Teil Regionen selber festgelegt und entscheidet dadurch mit, wie teuer die Produkte sind.

Dadurch, dass die Löhne in den USA im Schnitt höher sind als in Deutschland, gleicht sich das etwas teurere Preisniveau wieder aus. 2016 lag das durchschnittliche Monatseinkommen in Deutschland bei 3.451 Euro, in den USA waren es 4.205 Euro.

Leute kennenlernen in den USA

Wer in die USA auswandert verlässt sein soziales Umfeld zu Hause und steht im neuen Land erst einmal ziemlich alleine da. Als Zugezogener aus einem anderen Kulturkreis Anschluss an Amerikaner zu finden ist gar nicht so leicht. Zwar sehen Freizeitbeschäftigungen in den USA auch nicht viel anders aus als in Deutschland (in Bars und Cafés gehen, essen gehen, Sport treiben, Sportveranstaltungen besuchen, ins Kino gehen, mit Freunden Grillen etc.), dennoch muss man erst einmal reinkommen, in das amerikanische Leben. Um Leute kennenzulernen gibt es verschiedene Möglichkeiten und einige wichtige Voraussetzungen wie Offenheit, Eigeninitiative und das Ablegen von Vorurteilen.

Offenheit: Offenheit ist die wichtigste Voraussetzung, um Leute kennenzulernen und neue Freundschaften zu schließen. Vorurteile haben dabei nichts verloren und wichtig ist es auch zu akzeptieren, dass Amerikaner einen anderen kulturellen Hintergrund haben als Deutsche. Dadurch kann die Kommunikation eine andere sein. So ist es Teil der amerikanischen Kultur Small Talk zu betreiben und auch aus Höflichkeit zu sagen „Lass uns doch mal zusammen etwas unternehmen“. Das ist nicht immer ernst gemeint, sondern kann eben auch eine höfliche Floskel sein, ebenso wie sich auf die Frage „How are you?“, also „Wie geht’s?“, die Teil der amerikanischen Begrüßungskultur ist, nicht direkt alle Sorgen von der Seele geredet werden sollten. Hier die Feinheiten zu unterscheiden ist gerade am Anfang für Europäer schwierig.

Aktiv auf andere zugehen: Wenn im Büro oder in der Sportgruppe eine besonders nette Person ist, mit der man schon ein paar Worte gewechselt hat, kann man einfach mal hingehen und unter dem Hinweis, dass man neu in der Gegend ist fragen, ob die Person nicht mal Lust auf einen gemeinsamen Kaffee oder ähnliches hat. Nur wer bewusst rausgeht, Leute anspricht und sich auch Umgebungen sucht, in denen er überhaupt die Möglichkeit hat neue Leute kennenzulernen, hat auch wirklich eine Chance neue Menschen zu treffen.

Freundschaften zu schließen braucht Zeit: Selbst wenn man jemanden kennenlernt und sich gut versteht, ist das noch lange keine Freundschaft. Eine gute Freundschaft mit jemandem aufzubauen, dem man vertraut und mit dem man durch Höhen und Tiefen geht braucht Zeit und erfordert Verständnis und regelmäßige Treffen. Eine gute Möglichkeit neue Leute kennenzulernen, die möglicherweise in derselben Situation stecken wie man selbst, ist auch das Internet. Gruppen von Expats, Einwanderern und Menschen, die alle auf der Suche nach neuen Freunden sind, findet man dort zuhauf und wer vielleicht außerhalb der Arbeit nicht so viele Möglichkeiten hat, sich auf die Suche nach neuen Freunden zu begeben, hat im Netz viele Optionen.

Vor dem Auswandern erst einmal Urlaub in den USA machen

Es kann nicht oft genug betont werden, dass es unheimlich wichtig ist in den USA erst einmal Urlaub zu machen, bevor man dauerhaft dorthin zieht. Auch wenn es für viele als das absolute Traumland erscheint hat es auch seine Schattenseiten und gerade wer zum Arbeiten in die USA geht, muss sich auch über die negativen Seiten hinsichtlich unbezahltem und wenig Urlaub klar sein, ebenso wie die kaum vorhandene staatliche Absicherung, falls man seinen Job verliert. Blauäugig drauf los zu fliegen ist keine gute Idee, sondern sowohl das Land als auch die spezielle Region in die es einen zieht, sollte vorher gut bekannt sein. Amerikaner sind anders als Deutsche und die kulturellen Unterschiede manifestieren sich in vielen kleinen und großen Dingen des Alltags. Diese zu kennen und zu mögen ist eine wichtige Voraussetzung, um sich in den USA wohlzufühlen und dort auch neuen Anschluss zu finden.